Einzelprüfung versus Komiteeprüfung
Traditionell ist die Komiteeprüfung in England und in den USA zu Hause, während auf dem europäischen Kontinent der Einzelprüfer Standard ist, der eigenverantwortlich sein Urteil abgibt. 98)
Anfang der 60er Jahre wurde die Bildung von Prüfkomitees von der Fachvereinigung Westdeutscher Briefmarkenversteigerer in den Raum gestellt 99), weil man jemanden haben wollte, der „eine sichere Meinung vertritt“ 100), und glaubte, daß sich hierdurch unterschiedliche Prüfurteile vermeiden ließen. Diese Forderung fand aber keine Resonanz. Erst mit der Gründung des DIP belebte sich die Diskussion über dieses Thema. Sicherlich hierdurch ausgelöst befaßte sich Dr. Heinrich Wittmann in einem auch heute noch sehr lesenswerten Beitrag mit der Frage „Warum Prüfkommissionen?“ 101)
Von praktischer Relevanz wurde das Thema bei der Arbeitsgemeinschaft Baden, deren Vorstand und Forschungs- und Redaktionsrat am 17. Juni 1972 in Freiburg tagten und dabei einstimmig beschlossen, ein Prüfungskollegium zu gründen. Dessen Vorsitz übernahm Dr. Heinz Jaeger, die Geschäftsführung und die Annahme von Prüfsendungen oblag dem Bundesprüfer für Baden, Wolfram Seeger, und als sachverständige Mitglieder wurden Willi Fehr und Paul Würger berufen. Die Schaffung dieses Komitees wurde damit begründet, daß man den Anforderungen, „die vom Sammler heute an ein modernes fortschrittliches Prüfwesen gestellt werden“ 102) entsprechen müsse. „Prüforganisation und Prüfordnung müssen auf die heutige Situation in der Philatelie zugeschnitten sein und eine wirkungsvolle Waffe gegen Fälscher darstellen. Gleichzeitig muß aber auch darauf geachtet werden, daß wertvolles und einmaliges philatelistisches Material nicht durch Übereifer einzelner Prüfer als Fälschung erklärt wird und der Philatelie verloren geht.“ 103)
Mit Schreiben vom 26. Juni 1972 unterrichtete Wolfram Seeger in seiner Eigenschaft als Leiter der Bundesstelle Prüfungswesen Karl Heinz Dobbert in dessen Eigenschaft als Leiter der Bundeszentrale für Fälschungsbekämpfung über zwei Vorgänge aus seiner Tätigkeit als Bundesprüfer für Baden, „die schlaglichtartig die gegenwärtige Misere im Prüfungswesen beleuchten, und auf deren Hintergrund die Leitung der ArGe Baden auf ihrer letzten Sitzung in Freiburg beschlossen hat, den untragbaren Zuständen im Wege der Selbsthilfe durch die Schaffung eines eigenen Prüfungskomitees entgegenzutreten. Über den Inhalt dieses Beschlusses und den Inhalt unserer praktischen Vorstellungen werden Sie durch Herrn Fehr, Freiburg, bereits im Auftrage der ArGe Baden unterrichtet worden sein.“ Am Schluß seines Schreibens brachte Seeger zum Ausdruck, daß er den Brief in der Absicht geschrieben habe, „den Kerngehalt einiger strittiger Grundsatzprobleme für die Verhandlungen beim Spitzengespräch in Berlin 104) noch einmal deutlich werden zu lassen.“
Das Prüfkomitee der Arge Baden kam in Berlin aber nicht zur Sprache, obwohl Fehr, wie er an Debo schrieb 105), die ganzen zwei Tage darauf gewartet habe, daß dieser das Thema anschneiden würde. Fehr informierte dann Debo schriftlich, warum die Arge Baden ein eigenes Prüfkomitee gegründet habe. Das Sammelgebiet Baden habe in den letzten Jahrzehnten mit seinen Prüfern ausgesprochenes Pech gehabt, wobei Fehr die Prüfer Ehret, Müller-Mark und Unverferth nannte, die Hunderte von Fehlprüfungen hinterlassen hätten. Die Praxis habe gezeigt, „daß der jetzige Bundesprüfer Herr Seeger mit der Prüfordnung des Prüferbundes nicht in der Lage war, diese vorliegenden Gefälligkeitsatteste und Fehlprüfungen aus der Welt zu schaffen.“ Dann fuhr Fehr fort: „Dies war kurz umrissen die Situation, die die Arbeitsgemeinschaft veranlaßte das Prüfkomitee zu gründen. Die Arbeitgemeinschaft wollte damit
- Ihrem Bundesprüfer Herrn Seeger einen Teil der schweren Verantwortung bei der Entscheidung über vorgeprüfte hochwertige Stücke, die nach Auffassung von ihm und der Arbeitsgemeinschaft falsch sind, abnehmen
- Verantwortung über Entscheidungen bei Grenzfällen in schwierigsten Fällen mittragen
- Dem Sammler von Baden, der durch die eingangs erwähnten Prüferskandale verunsichert war, ein Optimum an Sicherheit für Prüfungen geben
- Diesem Sammler absolute Sicherheit und Garantie durch das Prüfen im Kollektiv und die Haftung des Kollektives bieten.
Um all dies zu erreichen, sahen wir nur die Möglichkeit der Gründung unseres heutigen Prüfkomitees und die Aufstellung einer eigenen Prüfordnung für dieses Komitee, mit der wir auch die falsch geprüften Marken kennzeichnen können und falsch ausgestellte Atteste ungültig machen können.
Dieses Prüfkomitee soll auch nur tätig werden bei Vorliegen von widersprüchlichen Prüfbefunden und wo bei hochwertigem Material und schwierigsten Verhältnissen grundsätzliche Entscheidungen getroffen werden müssen. In allen anderen Fällen, und das ist die überwiegende Mehrzahl soll Herr Seeger als Bundesprüfer nach der Prüfordnung des Prüferbundes in der Form wie bisher auch prüfen.“
Wenn man diese Begründungen aufmerksam liest und sie in den Kontext der damaligen Bestrebungen der Verbände in Bezug auf das Prüfwesen stellt, wird deutlich, daß es hier nicht nur darum ging, den Bundesprüfer Seeger zu entlasten oder verunsicherte Sammler zu beruhigen, sondern daß hier auch dem Standpunkt der Auktionatoren Rechnung getragen werden sollte, den Fehr in seinem Schreiben vom 24. Februar 1972 an Debo bereits dahingehend formuliert hatte, daß „Prüfbedingungen und Organisationsform“ im Prüfwesen nicht mehr den Anforderungen genügten. 106)
Es scheint so, daß mit der Gründung des Baden-Komitees auch der Zweck verfolgt wurde, Druck auf den BPP auszuüben und hier waren sich BDPh und BDB einig. So schrieb Fehr am 28. März 1972 an Dr. Jaeger, nachdem am
25. März 1972 das Gespräch zwischen BPP und Versteigerern stattgefunden hatte: „Die Haltung des Prüferbundes ist nach wie vor eine ablehnende in allen Fragen der Mitbestimmung. Eine Änderung scheint mir nur möglich, wenn alle Verbände entschlossen sind, einen massiven Druck auszuüben.“ Was Jaeger darüber dachte, ist seinem Schreiben vom 5. Mai 1972 an Seeger zu entnehmen: „Durch die Initiative von Herrn Fehr ist der Auktionatorenverband ins Gespräch gekommen und wir sollten diese Chance nutzen, dass unsere Ansichten durchkommen.“ Daß dem offenbar so war, geht aus einem Schreiben Seegers vom 31. August 1972 an Dr. Jaeger hervor: „In einem weiteren Schreiben an Herrn Fehr nimmt Herr Dr. Debo Stellung zu dessen Schreiben, mit dem die Ziele der Komiteeprüfung umrissen werden, sowie zu dem in der Fachpresse veröffentlichten Artikel ‚Mehr Sicherheit bei Prüfungen‘, den Herr Fehr mit Ihrem Einverständnis am Tage nach der Sitzung in Freiburg an die Redaktionen gegeben hat, ohne daß eine Überarbeitung nach Form und Inhalt stattgefunden hätte. Ich kann mir als Grund für diese hektische Eile nur vorstellen, daß Sie für das Berliner Gespräch bereits mit vollendeten Tatsachen aufwarten wollten, um eine Grundsatzentscheidung durchsetzen zu können – die dann allerdings ausgeblieben ist.“
Der BPP reagierte auf die Gründung des Baden-Komitees auf dreifache Weise:
Erstens stellte Dr. Wittmann in der von ihm herausgegebenen Zeitschrift „Der Deutschland-Sammler“ die Frage, ob Kommissionsprüfungen sinnvoll seien 107) und kam zum Ergebnis, daß die Übernahme der Methoden ausländischer Prüfkomitees für das deutsche Prüfwesen lediglich bedeuten würde
„a) geringere Qualität wegen fehlender Spezialisten,
b) verhältnismäßig viel höhere Zeitdauer von Prüfungen,
c) höhere Unkosten,
d) Ausschaltung der persönlichen Haftung.“
Auch Dr. Debo wandte sich in einem Beitrag gegen das Prüfkomitee der Arge Baden, weil er dadurch eine Zersplitterung des Prüfwesens befürchtete, die er „durch die Aufstellung einer neuen Prüfordnung, die u.a. auch Kennzeichnungen vorschreibt, die sonst nirgendwo bekannt sind“, gegeben sah. Danach nahm er die Unzulänglichkeiten dieser Prüfordnung im einzelnen aufs Korn.108)
Zweitens machte Debo in seinem Schreiben vom 19. August 1972 an Seeger diesem unmißverständlich klar, daß seine Tätigkeit im Prüfkomitee der Arge Baden mit dem Beschluß der Mitgliederversammlung des BPP vom
23. November 1969 unvereinbar sei. Dieser Beschluß, der im Hinblick auf eine eventuelle Mitgliedschaft von Bundesprüfern im DIP gefaßt worden war, beinhaltete, daß „die Mitgliedschaft in einer weiteren privaten Organisation mit Sitz in der BRD, die sich mit Prüfungen von Postwertzeichen befaßt, unvereinbar mit einer Mitgliedschaft“ 109) im BPP sei.
Dieser Schuß saß: Seeger stellte in seinem Antwortschreiben vom 25. August 1972 an Debo klar, daß „das Badenkomitee im gegenwärtigen Zeitpunkt ein Planungsvorhaben“ sei. Aber Seeger machte auch deutlich, daß die Komiteeprüfung aus seiner Sicht – und das hatte schon Bedeutung, da er Leiter der Bundesstelle Prüfungswesen des BDPh war und Dr. Jaeger damals Vizepräsident des BDPh – in bestimmten Situationen Vorteile biete: „Im Grunde genommen geht es um die von der Arge Baden vertretene Auffassung, daß die Komiteeprüfung für Spitzenmaterial und bei vorher abweichenden Befunden mehr Sicherheit bietet, als das gegenwärtig geübte Verfahren. Diese Ansicht vertritt einen grundsätzlichen Aspekt und beschränkt sich in ihren Auswirkungen nicht nur auf das Prüfgebiet Baden. Sie wäre als Vorstellung einer Reform daher zweckmäßigerweise Gegenstand von Verhandlungen auf höchster Ebene, und ist nicht mit dem Versuch abgetan, mich persönlich als Bundesprüfer auszuschalten. Ein derartiges Verfahren müßte zwangsläufig zu weiteren Konsequenzen führen.“
Seeger kam durch das Baden-Komitee noch in ein anderes Problem, wie er Dr. Jaeger mit Schreiben vom 31. August 1972 mitteilte: „In der von mir genannten Korrespondenz bezw. in der Presseveröffentlichung sind Formulierungen gewählt worden, die den Eindruck erwecken können bezw. müssen, daß die Arge Baden die gegenwärtige Situation im Prüfwesen bei Baden für unbefriedigend hält; diesen Schluß zieht auch Herr Dr. Debo mit der Folgerung, daß die Arge Baden mit der Art meiner Tätigkeit und den Ergebnissen meiner Arbeit als Spezialprüfer nicht einverstanden sei. Dies bedarf umgehend einer Klarstellung, an der ich selbst im höchsten Maße interessiert bin.“
Das Schreiben Dr. Jaegers vom 15. September 1972 an Seeger enthielt die erbetene Klarstellung, „die Sie jederzeit und an jeder Stelle verwenden können:
Die AG Baden stellt fest, dass an dem Bundesprüfer Baden – Wolfgang Seeger, Kassel – keinerlei fachliche Zweifel bestehen. Sie unterstützen seine Arbeit und stellen ferner fest, dass nicht nur auf dem klassischen Gebiet Baden nach dem Auftauchen guter Fälschungen, Verfälschungen und Reparaturen in gewissen sehr schweren Entscheidungen eine Kommissionsprüfung notwendig wird, die aber mit der fachlichen Qualität des Bundesprüfers keinen Zusammenhang hat, sondern in erster Linie der Sicherheit und Unanfechtbarkeit einer Prüfung dienen soll. Bundesprüfer erscheinen heute bei der Vielfalt und aufzubringenden Qualität einer Prüfung überfordert.“ Ob Seeger sich die Klarstellung so vorgestellt hatte?
Drittens nutzte Debo die Situation offenbar zu Gesprächen, über die er im Rundschreiben des BPP, Nr. 52 vom 27. Oktober 1972, nur soviel den Mitgliedern mitteilte. „Es bahnt sich eine Lösung an, die beide Seiten zufriedenstellen konnte. Ich werde darüber auf der Mitgliederversammlung berichten.“
Das tat er wie folgt: „Nach langen Diskussionen über das Prüfungskomitee der Arge Baden mit dem Freiburger Auktionator Fehr kamen wir zu dem Schluß, man könne im Rahmen des BpP eine Prüfungsstelle für bestimmte, von der Arge Baden angegebene Marken und Stempel einführen. Dies würde voraussetzen, daß nach unserer Prüfordnung geprüft wird und jeder der gemeinsam prüfenden Herren Bundesprüfer ist. Vorgesehen sind dabei außer Herrn Seeger die Herren Fehr, Dr. Jaeger und Würger. Die drei letzteren würden nur im Rahmen dieser Prüfungsstelle prüfen und auf einen Verdienst aus den Prüfungsgebühren zugunsten der Arge Baden verzichten. In der Prüferliste müßte dann bei Baden ein entsprechender Hinweis eingefügt werden, dessen Formulierung Sie dem Vorsitzenden anheimstellen sollten, ebenso wie die Attestformulare. Die Arge Baden soll inzwischen diesem Vorschlag, den ich für eine praktikable Kompromißlösung halte, zugestimmt haben.“ 110)
Am 6. Dezember 1972 schrieb Dr. Debo entsprechend an die Arge Baden111) (siehe Anlage 11 auf S. 157) und mit Rundschreiben des BPP, Nr. 54 vom 9. Oktober 1973, wurden die Mitglieder über die Aufnahmeanträge der Herren Willi Fehr, Paul Würger und Dr. Heinz Jaeger unterrichtet, wobei angemerkt war, daß diese drei Herren im Rahmen der Prüfstelle der Arge Baden tätig würden.
In der Mitgliederversammlung am 2. Dezember 1973 wurde dann bei den Anträgen auf Neuaufnahme als außerordentliches Mitglied folgendes beschlossen:
„Fehr – Dr. Jaeger – Würger. Antrag des Vorsitzenden: Die Mitglieder des Prüfungsausschusses der Arbeitsgemeinschaft Baden als Einzelmitglieder aufzunehmen. Der Antrag wird … abgelehnt.
In der weiteren Aussprache wird festgestellt, daß keinerlei Bedenken gegen die sachlichen Fähigkeiten der genannten 3 Herren bestehen. Eine Mitgliedschaft von Prüfungsausschüssen kennt die Satzung nicht. Ebenso ist eine Beschränkung auf nur wertmäßig höhere Marken und einige wenige Stücke eines an sich schon kleinen Sammelgebietes nicht erwünscht. Es wird schließlich der Antrag gestellt,
In der Prüferliste wird nach Herrn Seeger der Zusatz eingeführt: (Mi.-Nr. 13b c, 17b c, 22a b und Landpost 1/3 werden von dem Prüfungsausschuß der Arbeitsgemeinschaft Baden unter der Federführung von Herrn Seeger geprüft).
Der Antrag wird bei einer Gegenstimme ohne Enthaltung angenommen.“
Dieser Vermerk stand dann ab 1974 in der Prüferliste.
Zur Mitgliederversammlung am 20./21. Juni 1981 lag ein Antrag der Arge Baden vor betr. Aufnahme der Herren Englert, Dr. Jaeger und Würger von der Prüfungskommission in die Prüferliste. Hierzu führt das Protokoll aus: „Der 1. Vorsitzende erklärt, daß diese 3 Herren in dem Abschnitt Prüfgebiete, der Prüferliste 1. Altdeutschland: Baden aufgeführt werden und nicht in der Anschriftenliste. Es steht hier, daß der Prüfungsausschuß der Arbeitsgemeinschaft Baden unter der Federführung von Herrn Seeger Prüfungen vornimmt, dessen Name ja auch in der Anschriftenliste verzeichnet ist. Er halte es auch rechtlich für notwendig, daß diese Herren als a.o. Mitglieder aufgenommen werden.
Der Antrag wurde mit einer Gegenstimme und vier Enthaltungen angenommen.“
In der Prüferliste 1985 war an die Stelle des inzwischen verstorbenen Wolfram Seeger der Bundesprüfer Josef Englert getreten; der Prüfungsausschuß bestand nur noch aus den Herren Dr. Jaeger und Würger. Mit dem Ausscheiden von Josef Englert, der seine Prüftätigkeit aus persönlichen Gründen 1989 einstellte, war in der Prüferliste 1989 überhaupt kein Prüfer für Baden mehr verzeichnet und damit auch nicht mehr der Prüfungsausschuß. Der Prüfungsausschuß lebte auch nicht mehr auf, als am 18. November 1990 Wolfgang Flemming und am 11. Juni 1994 Maria Brettl von der Mitgliederversammlung zu Prüfern für Baden bestellt wurden.
Auch bei einer weiteren Arbeitsgemeinschaft kam es zur Bildung einer Prüfkommission, wobei im Unterschied zur Arge Baden dies deswegen geschah, weil das Prüfgebiet nicht mehr von einem Bundesprüfer besetzt war.
Nachdem der Saarprüfer Dr. Heinrich Schneider am 12. Januar 1974 plötzlich und unerwartet verstorben war, kam es bei der „Arbeits- und Forschungsgemeinschaft Saar im Bund deutscher Philatelisten e.V.“ zur Bildung einer Prüfkommission, die aus den Herren Bentz, Burger, Hoffmann, Jensen und Seguy bestand. 112), 113) Die Arge unterrichtete sämtliche Bundesprüfer mit Schreiben vom 20. Februar 1976, daß dieser Kommission die Prüfung von Saar-Belegen aller Art gemäß der Prüfordnung des BPP obliege. Im Nachrichtenblatt des APHV 114) war ergänzend angemerkt, daß diese Prüftätigkeit bis zur Ernennung neuer Bundesprüfer erfolgen solle.
Da bereits die Mitgliederversammlung des BPP vom 10. April 1976 Alfred Burger als Bundesprüfer für das Saargebiet Mi.-Nr. 1–52 und wenig später die Mitgliederversammlung vom 12. November 1977 Klaus Hoffmann als Bundesprüfer für das Saargebiet Mi.-Nr. 53–206 und die Dienstmarken Mi.-Nr. 1–44
sowie für das Saarland Mi.-Nr. 206–448 bestellte, ist die Prüfkommission nur kurze Zeit tätig gewesen.
Zusammenfassend kann man festhalten, daß das System des verantwortlich tätigen Einzelprüfers offenbar so überzeugende Vorteile aufwies, daß die Frage der Komiteeprüfung seitdem nie mehr ein Thema war.
98) Näheres hierzu bei Carlrichard Brühl, a.a.O., S. 482 f.
99) Fachvereinigung Westdeutscher Briefmarkenversteigerer, 3. Rundschreiben vom 31. Mai 1962, S. 2.
100) Ebd., 5. Rundschreiben vom 26. August 1962, S. 1.
101) Vgl. Heinrich Wittmann, Über Briefmarken-Prüfungen, in: Der Deutschland-Sammler 1970, S. 24 f.
102) Arbeitsgemeinschaft Baden, Mehr Sicherheit bei Prüfungen, in: NBl., Nr. 9 vom September 1972, S. 18.
103) Ebd.
104) Dieses fand am 21./22. Juli 1972 statt. Siehe S. 45–47.
105) Schreiben von Willi Fehr an Dr. Debo vom 24. Juli 1972.
106) Als solche nannte er u.a. die angeblich nicht ausreichend geklärte Haftung der Bundesprüfer für Fehlprüfungen, das Nichteinschreiten des BPP, wenn ehemalige Bundesprüfer nach Ihrem Ausscheiden als Privatleute weiterprüften und die „unwahrscheinlichsten Fehlleistungen“ erbrächten sowie das Problem, daß unzutreffende Prüfatteste, selbst wenn sie von einem weiteren Bundesprüfer erkannt seien, nicht unschädlich gemacht würden. Daß diese Forderungen rechtlich unzutreffend bzw. nicht durchsetzbar waren, spielte in der damaligen verbandspolitischen Diskussion offenbar keine Rolle. Hauptsache, es hörte sich gut an.
107) Heinrich Wittmann, Sind Kommissions-Prüfungen sinnvoll?, in: Der Deutschland-Sammler 1972, S. 119–123.
108) Arno Debo, Prüfungswesen, quo vadis?, in: NBl., Nr. 9 vom September 1972, und in: Der Deutschland-Sammler 1972, S.149–151.
109) Protokoll der Mitgliederversammlung des Bundes der philatelistischen Prüfer e.V. in München am 23. November 1969, S. 4.
110) Protokoll der Mitgliederversammlung des Bundes der phil. Prüfer e.V. am 25. November 1972 um 15.00 im Regina-Palasthotel München, S. 3.
111) Gemäß seinem internen Bericht „Vertretung des BDPh an der Hauptversammlung des Prüferbundes“ hatte Dr. Jaeger im Anschluß an die Mitgliederversammlung mit Dr. Debo ein längeres Gespräch unter vier Augen. Dabei hielt er u.a folgendes fest: „Klärt mit mir das Prüfkomitee Baden ab, dessen Berechtigung er anerkennt. (Lösung: Komitee soll Mitglied des BpP – also Bundesprüfer als Komitee werden und Prüfbestimmungen anerkennen usw. –
dies wurde zugesagt.“)
112) In der Mitgliederversammlung vom 10. April 1976 äußerte sich Dr. Debo dahingehend, daß über die Qualifikation der Herren Hoffmann, Jensen und Seguy ein fachkundiges Urteil nicht bekannt sei.
113) Im Vorfeld der Gründung der Kommission kam es offenbar zu Intrigen gegen den ursprünglich zum Bundesprüfer vorgeschlagenen Kurt Schubert, der ja dann auch nicht der Kommission angehörte. Debo brachte in seinem Schreiben vom 7. Dezember 1975 an Günter Bentz zum Ausdruck, daß er „noch nie eine derart unqualifizierte und unanständige ‚Untergrundpolitik’ erlebt“ habe.
114) O.V., Das Prüfgebiet Saar ist nicht mehr verwaist, in: NBl., Nr. 4 vom April 1976, S.19.